Das vordere Kreuzband

Das vordere Kreuzband ist ein ca. 2 cm langes und kleinfingerdickes Faserbündel, das im Knie zwischen Oberschenkel und Schienbeinkopf verläuft. Zusammen mit dem hinteren Kreuzband ist das vordere Kreuzband die zentrale Struktur des Bandapparates als Stabilisator für das Kniegelenk. Ein stabiles vorderes Kreuzband ist die Voraussetzung für die ungestörte Gelenkbewegung (Roll-/Gleitbewegung der Kniegelenkflächen).

In der schützenden mechanischen Wirkung ist das vordere Kreuzband auch ein Sensor, der dem Körper bei der Steuerung der Muskelanspannung des gesamten Beines hilft.

Inhalte

Die biologische arthroskopische Kreuzbandplastik

Operation:
Bei der Ersatzoperation wird das zerrissene Kreuzband, das in der Regel nicht mehr wiederhergestellt werden kann, komplett entfernt und anschl. durch eine körpereigene Muskelsehne, in der Regel vom gleichen Bein, ersetzt. Die Technik der Oberschenkelsehne (Musculus semitendinosus/Musculus grazilis) hat sich in den letzten Jahren sehr bewährt und oftmals die Technik der Patellarsehnenplastik (Kniescheibensehne) abgelöst. Neben der hohen Festigkeit der Oberschenkelsehnen, die in der Regel 4-fach verwendet werden, macht die Entnahmestelle deutlich weniger Probleme (Operationsschnitt von ca. 3 cm Länge im Bereich des oberen Schienbeinkopfes sowie die zwei Einstichstellen der Arthroskopie).

Zunächst wird in Narkose dann eine erneute Untersuchung des Kniegelenkes durchgeführt und nochmals die Instabilität überprüft. Anschließend werden durch die beiden OP-Zugänge der Arthroskopie, die entsprechenden Instrumente und die Kamera in das Gelenk eingeführt und die Arthroskopie des Gelenkes durchgeführt. Hierbei wird der Schaden des vorderen Kreuzbandes nochmals überprüft, daneben aber auch die Begleitverletzungen (z.B. Innenmeniskusschaden, Außenmeniskusschaden, Knorpelschaden, freie Gelenkkörper, blutiger Gelenkerguss) überprüft und in arthroskopischer Technik behandelt (z.B. Teilentfernung oder Meniskusnaht, Knorpeloperationen etc.).

Nun wird über einen kleinen Schnitt am Scheinbeinkopf die Sehne an der Innen-/Rückseite des Oberschenkels mittels eines speziellen Instrumentes in der Länge von bis zu 28 bis 30 cm entnommen und anschl. so vernäht, dass ein ca. 8-10 cm langes und etwa 1 cm dickes Transplantat als Ersatzsehne für das gerissene vordere Kreuzband hergestellt werden kann.

Dieses wird dann minimal-invasiv eingebracht und mit speziellen Implantaten (z.B. ACL-Tight Rope) oder aber auch mit sog. bio-resorbierbaren Implantaten (sog. biologische VKB-Plastik mit Schrauben, die sich innerhalb von 4-5 Jahren von selbst auflösen) in den eigens angelegten Knochenkanälen, die exakt dem Verlauf des zerstörten vorderen Kreuzbandes entsprechend, befestigt.

Es kann hierdurch eine belastungsstabile Fixierung erreicht werden, so dass der Patient zügig nach Rückgang der Schwellung nach 2-3 Wochen zur vollen Belastung übergehen kann. Der Eingriff selbst kann entweder ambulant (u.U. 1 Nacht im Krankenhaus) oder auch als kurz-stationärer Aufenthalt von 2-3 Tagen durchgeführt werden. Der Eingriff dauert in der Regel zwischen 1 und 2 Stunden, je nach Ausmaß der Begleitverletzungen.

Nachbehandlung:
Im Rahmen der Nachbehandlung erfolgt eine komplexe Rehabilitation, die unter dem Aspekt der Mobilisation, Kräftigung und auch Koordination ein individuelles Behandlungsschema für die Dauer von in der Regel 4-6 Wochen erforderlich ist, ggf. gefolgt von einer ambulanten Rehabilitationsmaßnahme nach ca. 6 Wochen.

In den ersten 14 Tagen sollte selbstständig 8-10 mal am Tag das Bein aktiv, soweit möglich, unter Anspannung der Oberschenkelmuskulatur, gestreckt werden.

Selbstständiges Auto fahren ist aus versicherungstechnischen Gründen frühestens nach 4 Wochen möglich. Eine ausreichende Einheilung des Sehnentransplantates benötigt jedoch mindestens 6 Monate, so dass der Kreuzbandersatz erst nach 6 Monaten wieder sportlich voll belastet werden kann.

Allgemeine Hinweise

  • Thromboseprophylaxe (Vermeidung von Blutgerinnseln durch Gabe von Medikamenten als tgl. Spritzen) bis zur Vollbelastung
  • Tragen eines Verbandes so lange Schwellneigung besteht (Stützstrumpf)
  • Postoperative Schaumstoffschiene für ca. 4 bis 6 Tage nach OP, dann Wechsel zu
    beweglicher Orthese (z.B. Donjoy)
  • Unterarmgehstützen (sollten bis zur Erzielung eines normalen Gangbildes und nach
    Schmerzen und Schwellneigung bis ca. 2 bis 3 Wochen nach der OP verwendet werden)
  • Fädenentfernung (ca. 10 bis 14 Tage postoperativ Entfernung des Hautfadens)